Mittwoch, sieben Uhr Früh, an der Unteren Alten Donau:

Der Nebel steigt aus dem spiegelglatten Wasser. Und während ein Großteil der Wienerinnen und Wiener sich noch die letzten Minuten im Bett gönnt oder schon herzhaft ins Frühstückskipferl beißt, wird hier am Wasser trainiert.
Acht Mann hoch sitzen in dem Achter, acht Mann unter dem Kommando einer Frau, die das Boot steuert. Acht Mann, die ohne Zweifel sportlich wirken, die Jünglingsjahre aber schon hinter sich haben: Masters Ruderer eben, früher weniger schmeichelhaft Veteranen genannt: Das sind im Rudersport alle über 27 Jahren, nach oben hin gibt es keine Beschränkung, selbst über 80ig Jährige wurden bei Regatten schon gesichtet. Alle möglichen Berufsgruppen sind vertreten, vom Banker bis zum Journalisten, vom Juwelier bis zum Pensionisten. Manche haben schon seit ihrer Jugend renngerudert, andere die Liebe zum Sport erst später entdeckt.

Die acht Männer auf der alten Donau trainieren – hör und sichtbar hart; es wird geschwitzt der Puls erreicht schon mal Werte von über 160 und mehr. Trainiert wird zur Selbstbestätigung, damit der Körper in Form bleibt, aber auch für den Wettkampf. Fast jede Regatta im In- und Ausland bietet auch Masters – Rennen an. 1000 Meter sind hier zurückzulegen, die Hälfte der regulären Distanz im Rudersport. Diese Rennen gibt es meist für Einer, Doppelzweier, Doppelvierer und Achter, Bewerbe für andere Riemenboote sind in Österreich eher selten.

Dazu kommen Langstreckenbewerbe im Achter, etwa der Head of the River auf der Themse Ende März (auf dieser Strecke geht auch das berühmte Rennen Oxford – Cambridge über die Bühne), das Inn River Race auf dem Inn bei Passau Ende April oder das Blaue Band vom Wörthersee Ende September. Aber nicht nur in den Mannschaftsbooten können die alten Herren und natürlich auch Damen beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören: Viele Masters Ruderer probieren es nämlich auch im Einer.
Während im Mannschaftsboot die Unterordnung, die Disziplin oberstes Gebot ist, bringt im Einer die Überwindung des vielzitierten inneren Schweinehundes die Herausforderung schlechthin. Und auch hier gibt es inzwischen zahlreiche Regatten, wobei die Langstrecke gerade im Einer als Königsdisziplin gelten kann: Jeden Oktober etwa mitzuerleben, wenn sich an die 300 Ruderinnen und Ruderer bei der Rose vom Wörthersee den 16 Kilometern von Velden nach Klagenfurt stellen oder einige Wochen später gar über 600 Teilnehmer beim Silver Skiff 12km durch Turin am Po rudern.

Und für die Masters Ruderer gibt es auch Meisterschaften; national, wie international: Seit 2006 werden im Rahmen der Österreichischen Ruder-Staatsmeisterschaft auch Masters Bewerbe ausgetragen. Und für die, die wissen wollen, was Ihre Zeiten international wert sind, gibt es jedes Jahr Anfang September die FISA World Rowing Masters Regatta, die Masters Weltmeisterschaften: 2023 in Tshwane (Südafrika), letztes Jahr in Brandenburg (Deutschland) und 2025 in Banyoles (Spanien) – bis dahin heißt es allerdings trainieren, sei es um sieben Uhr Früh oder zu einer weniger nachtschlafenen Zeit.

masters@wrc-pirat.at