1875: Gründung
In diesem Jahr beschlossen sportbegeisterte Zillenfahrer in einer Zusammenkunft bei der Familie von Anton Ritter von Henriquez – der erste Präsident – den Ruderclub PIRAT zu gründen. Ursprünglich hatte die Familie Henriquez ihren Sommersitz 1874 in Klosterneuburg/Weidling. Zu dieser Zeit war die Donau rudersportlich noch nicht entdeckt. Die beiden schon bestehenden Ruderclubs LIA und DONAUHORT widmeten sich hauptsächlich dem Rennsport auf den Altarmen der Donau. Im Frühjahr 1875 übersiedelte die Familie Henriquez nach Langenzersdorf. Provisorisch fanden sie in der „Hertz-Mühle“ Unterkunft und setzten ihre Entdeckungsfahrten auf der Donau fort. Sie ruderten mit schweren „Watzill’n“ – wie sie von den Donauschiffern genannt wurden – immer weiter stromauf und erreichten Tagesleistungen bis nach Greifenstein und Muckendorf. Heute benötigen wir mit unseren modernen Booten z.B. bis Greifenstein eine Stunde.

Einmal durften einige dieser „wilden“ Piratenruderer als Gäste in einem Achter des „DONAUHORT“ mitrudern, was sie derart begeisterte, dass sie beschlossen, einen eigenen Ruderclub zu gründen.
Die Gründungsmitglieder waren die bereits erwähnten Anton Ritter von Henriquez und dessen Sohn Arthur, Gustav Herschmann, Emil Rauk, Ernst Zöllner, Dr. Gustav Lenz und Robert Hertz. Sie unterzeichneten das Ansuchen an die Niederösterreichische Statthalterei um Genehmigung der von ihnen verfassten Vereinsstatuten, womit der „WIENER RUDER – CLUB PIRAT“ auch rechtlich existent geworden war.

1876: Clubhausbau

Bei Stromkilometer 1938,7 wurde 1876 in Langenzersdorf ein Bootshaus errichtet, das an diesem Platz ein Jahrhundert lang bestand. Hier wurde in erster Linie das Wanderrudern gepflegt, dem der PIRAT seine Gründung verdankt.

1879: Fusion mit Ruderklub Ostmark

Im Zuge der Fusion mit dem Ruderclub Ostmark wurde auch der „Silberer’s Regattaclub” einvernahmt.

1880: Bootshaus Langenzerdorf

Erwerb des zweiten Langenzersdorfer Bootshauses (Fusion mit dem Langenzersdorfer Regatta Klub).

1883: Wiener Sportclub

18 Piraten gründeten den Wiener Sportclub (Fußball). Der WRC Pirat hatte in diesem Jahr unter seinem Präsidenten Dr. Gustav Lenz 39 Mitglieder, davon 25 Aktive. Man durfte mittlerweile zwei Bootshäuser, 9 Ruderboote und ein Segelboot sein eigen nennen. Das Fahrwasser war nach wie vor die Donau.

1897: Gründung Normannen

Im Jahre 1897 gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen der Clubleitung und der Rennmannschaft, was zum Austritt mehrerer Mitglieder der Rennrudermannschaft führte. Diese gründeten daraufhin einen eigenen Ruderverein – die „NORMANNEN”.

1912: Fusion mit Wiener Ruderverein Union

Die Fusion mit dem Wiener Ruderverein UNION, bei dem die Vereine Vindobona, Danubia und Donau schon zusammengeschlossen waren, führte erneut zu Streitigkeiten. Dies hatte zur Folge, dass eine Gruppe von Mitgliedern ausschied und den „PIRAT 1912“ gründeten. Dieser Verein wurde 1945 durch die Kriegsfolgen völlig zerstört und löste sich auf.
Der durch diese Fusion mit der „UNION” erstarkte PIRAT beschickte 1912 und 1913 die großen Rennen in Wien, Budapest und Straubing in fast allen Bootsgattungen und vertrat sogar durch seinen Meister Dr. Alfred Heinrich Österreich bei den Olympischen Spielen in Stockholm.

1914 – 1918: 1. Weltkrieg

Im 1. Weltkrieg waren 96 von 115 Mitgliedern im Kriegsdienst. Zahlreiche Mitglieder fielen, der WRC Pirat nahm dennoch bereits 1919 den Clubbetrieb wieder auf.

1919 – 1930: Erfolge und Wirtschaftskrise

Das Clubleben begann wieder kräftig zu pulsieren. Eine Rennmannschaft formierte sich und konnte hervorragende Erfolge erkämpfen. Zwei Namen seien stellvertretend genannt: Dipl.Ing. Paul Solomon und Dipl.Ing. Richard Ruckensteiner.
Es konnten z.B. bei 19 Starts nicht weniger als 11 erste Plätze und 5 zweite Plätze erkämpft werden und 1922 holte eine Achtermannschaft des „PIRAT” in Berlin unter 20 Booten die Silbermedaille.
Die allgemeine Wirtschaftslage 1930 traf auch den PIRAT voll. Sie zwang die Clubleitung, das ehemalige Union-Bootshaus in der Kuchelau zu verkaufen, was sich auf den Rennbetrieb negativ auswirkte.

1939: Fusion mit Triton

Die Fusion mit dem Ruderverein „TRITON“ – Bootshaus Alte Donau 1926 erbaut – brachte dem Pirat eine neue Trainingsstätte, und um die Trainer Walter Hertz, Franz Komarek und Robert von Gasteiger sammelten sich die jungen Piraten.

1945: Kriegsende

Das Kriegsende von 1945 zog die Bootshäuser in Langenzersdorf und an der Alten Donau sehr in Mitleidenschaft. Kriegseinwirkungen und russische Besetzungen hatten ihnen übel mitgespielt und kleinmütige Betrachter zweifelten am Wiedererstehen der beiden Bootshäuser.
In Langenzersdorf waren es vor allem Franz Gattringer, Hans von Trötscher und Eduard Demuth, die die Mitglieder um sich sammelten und den Wiederaufbau wagten. Otto Stark und Ludwig Mandl leiteten in dieser schwierigen Zeit die Geschicke des Clubs.
Auch an der Alten Donau fand sich eine Schar zusammen – Rudolf Bruckner, Hans Schwarzkopf, Dr. Wolfgang Dworzak, Ing. Karl Hirt, Rudi Schiller, Otto Navara , Herbert Garn, Erich Gren, Karl Hess, Ing. Georg Pauli – und machte sich ans Aufräumen und Instandsetzen des Hauses.

1946 – 1950: Pirat wird 75

1946 wurde der Trainingsbetrieb mit dem stark reduzierten Bootbestand wieder aufgenommen. Im Jahre 1950 – beim 75-jährigen Bestandsfest des „PIRAT“ – konnte man im Wiener Rathauskeller die Wiedererrichtung beider Bootshäuser feiern.
Unserem Präsidenten Dr. Felix Edenburg (1962 – 1975) gelang es Kriegsentschädigungen zu erwirken und so konnten mit diesem Geld und sehr viel Eigeninitiative der Mitglieder die Bootshäuser in mehrjähriger Arbeit wieder zu Heimstätten der Piraten werden.

1950 – 1975: erste WM Medaille

In den weiteren Jahren prägten Sportler wie Dkfm. Adi Scheithauer, Ing. Ado Löblich und Ing. Gottfried Dittrich sowie von der jüngeren Garde Dipl. Ing. Peter Bredl, Ing. Wolfgang Hirt, Mag. Gerhard Hirt, Stefan „Windi“ Kratzer, Norbert Gruber, Ing. Fritz Lohsmann und Mag. Peter Dworzak die Erfolgsgeschichte des Clubs.
1970 errang der „PIRAT“ seine erste WM – Medaille, Silber im Doppelzweier bei der Junioren Weltmeisterschaft in Joannina durch Rainer Scheithauer in Renngemeinschaft mit einem Normannen.

1975: Pirat wird 100

Die 100-Jahr Feier der Piraten fiel mit der Absiedlung des Stammhauses in Langenzersdorf zusammen. Das romantische Bootshaus, das Stammhaus, das fast 100 Jahre dem Club als Heimstätte gedient hatte, musste dem Donauhochwasserschutz und der Donauuferautobahn weichen. Das war der Beginn einer 15 jährigen Bautätigkeit.

1976 – 1978: Neubau Strombootshau

Nach vielen Arbeitsstunden der Mitglieder entstand unter der Präsidentschaft von Dr. Felix Edenburg, der gemeinsam mit Ing. Herbert Nesvabda, Dipl.Ing. Dr. Wolfgang Dworzak und Dr. Erich Riener, der 1976 als Präsident nachfolgte und dem für die Planung zuständigen Peter Pointner am Strom bei km 1940,9 ein neues Bootshaus. Noch im Herbst 1975 fand die Grundsteinlegung statt.
Im Herbst 1976 konnte vom Ruderclub Alemannia der Ruderbetrieb am Strom wieder aufgenommen werden, insgesamt 3142 km am Strom geruderte Kilometer folgten in diesem Jahr. 1977 und 1978 wurde das Haus am Strom fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben.
Rückblickend werden erst jetzt die Schwierigkeiten klar, die man überwinden musste, um dieses Bootshaus überhaupt bauen zu können. Der Platz hiefür war nämlich ein absolutes „Bauverbotsgelände“ und ist es – ausgenommen die 2500 m² Clubgelände – heute noch.
Der WRC Pirat konnte dieses Hindernis überwinden und den Behörden klar machen, dass für einen so traditionsreichen Sportverein, welcher der Ertüchtigung des Volkes und daher dem öffentlichen Interesse dient, die Errichtung eines neuen Heimes unbedingt notwendig ist.
Das Bootshaus Langenzersdorf wurde in der Folge mit 1,7 Mio Schilling Eigenmittel und 2,0 Mio Schilling Eigenleistung gebaut.

Sein Traditionshaus zu verlieren ist für einen Sportverein ein besonders schwerer Schlag! Es geht damit unwiederbringlich ein guter Teil seines Clublebens unter und viele alte Mitglieder treten aus. Jedoch der Ruderbetrieb auf der Donau hat nie aufgehört. 1985 wurden in 209 Ausfahrten 19106 Kilometer gerudert.

1978-1980: WM und Olympia Teilnahme

Während dieser Zeit gab es tolle Erfolge im Rennsportbereich. Hervorgehoben seien Vera Sommerbauer (WM – Teilnahme 1978 in Neuseeland) und Raimund Schmidt (Teilnahme an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau).

1986 – 1987: Zubau Alte Donau

10 Jahre nach der Absiedelung aus Langenzersdorf hatte sich die Donauuferautobahn durch den Lärmschutztunnel Kaisermühlen in die Gegend des Bootshauses Alte Donau vorgearbeitet.
Mit Wehmut, aber auch mit Freude auf das Neue griffen die Mitglieder zu Krampen und Schaufel und leisteten die notwendigen Abbrucharbeiten.
Durch geschicktes Verhandeln unter dem damaligen Präsidenten Rudi Schiller und dem für den Bau Verantwortlichen Peter Pointner sowie durch die Hilfe aller beteiligten Dienststellen der Gemeinde Wien konnte der WRC Pirat im November 1986 mit dem Anbau eines neuen Hauses an die Bootshalle beginnen.
Das Gebäude wurde nach knapp zehnmonatiger Bauzeit schlüsselfertig übergeben. Die Finanzierung wurde vom umsichtigen Kassier und späteren Präsidenten Günter Hammermüller abgewickelt.

Das Bootshaus Alte Donau verschlang 2,8 Mio Schilling Eigenmittel und 3,0 Mio Schilling Eigenleistung.

1987 – 2000: Sportliche Erfolge

Diese Periode zählte zu den erfolgreichsten in der Geschichte des WRC Pirat. Eine starke Damenmannschaft (Birgit Reindl, Sandra Hammermüller, Michi Baumeister, Regine Fassl, Heike Aigner, Isabell Hackl, Bettina Bogner) wurde aufgebaut, die in dieser Zeit 27 Österreichische Staatsmeistertiteln erruderte.
Bei den Männern war Dr. Christoph Schmölzer die herausragende Sportlerpersönlichkeit. Er wurde 4x Weltmeister, 2x Vizeweltmeister und einmal belegte er den 3. Platz und ist mit seinen 23 x Österreichischen Staatsmeistertiteln der erfolgreichste Pirat.

Dr. Christoph Schmölzer wurde in den 1990er Jahren der bekannteste und gemeinsam mit seinen Ruderkameraden Walter Rantasa, Gernot Faderbauer und Wolfgang Sigl der Erfolgreichste Ruderer Österreichs.

Diese Erfolgsserie begann mit der Verpflichtung des Trainers Mag. Milan Bacanovic für den „PIRAT“, für die der damalige Sportwart des Clubs, Rainer Scheithauer verantwortlich zeichnete. Mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz konnte Rainer das Jahr 1988 zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte des Clubs machen. Ruderer wie Roland Vogtenhuber, Mag. Johannes Gotsmy, Arnold Jonke, Christoph Zerbst, Mag. Manfred Gschwindl, Dietmar Mantler, Mag. Franz Fassl, Dieter Wolf, Dr. Robert Hoffmann und Dr. Christoph Schmölzer errangen in diesem Jahr zahlreiche Meistertitel.
Mag. Milan Bacanovic wurde 1989 Verbandstrainer und gehört zu den erfolgreichsten Trainern der Welt.
Unter der sportlichen Führung von Prof. Mag. Peter Dworzak entwickelte sich zu Beginn der 90er Jahre mit Peter Malina, Andi Wiesinger und Klaus Hammermüller eine junge Nachwuchstrainergruppe.

2000: Pirat wird 125

Die 125 Jahr Feier im Haus des Sports wurde von den Piraten würdig begangen.

2000 – 2005 Krisenreiche Zeiten

In diesen 5 Jahren hat der Club eine krisenreiche Zeit durchlebt. Interne Differenzen und Generationsprobleme brachten den Club in starke Turbulenzen. 60 langjährige Mitglieder verließen den Club und gründeten einen eigenen Verein. Im Laufe der wechselvollen Geschichte des Pirat sind solche Vorgänge nichts Neues.

Der Club konnte mit einer neuen Führung die Defizite im Mitgliederbereich binnen kürzester Zeit auffangen und zählt heute mit seinen über 300 Mitgliedern zu den größten Vereinen in Österreich.

Der Sportbereich wurde neu organisiert und der Verein verfügt heute über eine kleine aber sehr leistungsstarke Juniorengruppe.

Am 26. Mai 2005 wurde im Rahmen einer Bootstaufe im Strombootshaus die 130-Jahrfeier des Vereins begangen.